Geschichte

Die historische Entwicklung der Mühlviertler Alm Orte würde Bände füllen. Aber schon ein kurzer Abriss hilft, eine Gemeinde weit besser zu verstehen.
Nehmen Sie sich die Zeit dazu.

Die Geschiche von Königswiesen

Die Tourismusgemeinde Königswiesen, Blumeninsel des Mühlviertels benannt, liegt auf der Mühlviertler Alm in einer Seehöhe von 614 Metern, zählt 3200 Einwohner, umfasst 74 km² und ist mit ca. 50 % bewaldet. Der Ort wurde in den vergangenen Jahren mit 8 Landespreisen bei Blumenschmuckbewerben ausgezeichnet.
Das Gebiet um Königswiesen wurde ungefähr in der letzten Hälfte des 11. Jahrhunderts gerodet und besiedelt. Vom uralten "Königswiesner - Saumpfad", der von Linz durch den Nordwald in das Waldviertel führte, gibt schon die Raffelstättner Zollordnung Kunde. Er fand in Zwettl Anschluß an den nach Böhmen und Mähren fahrenden "Beheimsteig" und "Polansteig". Wo sich heute Königswiesen erhebt, rasteten vor ihrer Weiterfahrt die Kaufmannszüge. Aus der Raststätte entwickelte sich eine Siedlung. Bereits 1147 wird Königswiesen zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt und am 18. Juli 1279 erhielt der Ort von König Rudolf von Habsburg das Marktrecht: "forum Chunigiswiesen".
Der Sage nach soll eine Königstochter vor der Vermählung mit dem ungeliebten Bräutigam geflüchtet sein und bei Bewohnern in Königswiesen Zuflucht gefunden haben. Dabei verlor sie ihren Schleier. An dieser Stelle ließ die Königstochter eine Kapelle erbauen. Seither hatte diese Kirche den Namen "Maria Schleier".
Der Name von Königswiesen deutet auf ein Stück Land, das ehemals Besitz des Königs (Salgut) war. So scheinen in den Urkunden die Namen Rudolf von Habsburg, Kaiser Maximilian I und II auf, die das Land an die Herrschaften weitergaben, bei deren Aussterben aber wieder an den Kaiser zurückfiel. (Herren von Machland, Klam-Velburger, 1147; Ulrich und Kapellen, 1247 Herren und Wallsee ... 1418, 1494 Christoph und Lichtenstein, 1574 Helfrich und Meggau ...) Die Siedlung Königswiesen gehörte als Ganzes zur Herrschaft Ruttenstein; nur das Patronat über die Pfarre ging an Waldhausen über.

Königswiesen, das schon große Bedeutung als Handelsplatz an einer wichtigen Straße erlangt hatte, bekam dieselben Marktrechte wie Enns. Es wurde an einem Montag ein Wochenmarkt abgehalten.
Durch Kaiser Maximilian II kam um 1571 die Herrschaft an Hans Jakob Löbl. In Urbar (datiert 28. Mai 1571) ist festgehalten, was der Markt an Steuern an die Herrschaft Ruttenstein jährlich zu zahlen hatte: Taz und Ungeldgefälle, Wein-Vorlag-Geld, Holzhacker-Geld, Wiesen-Bestand, Inleutsteuer, Forstgeld, Reißgejaid-Bestand, Fischwasser-Bestand, die Robot, Zehenten.
Der "Tabor" war zur Zeit der Hussiten als Schanze gegen die Feinde errichtet. Während des Bauernkrieges 1626 diente der Tabor den aufständischen Bauern als Sammelplatz und Stützpunkt. Zur Zeit der Türkennot wurde die Schanze ausgebessert und neu errichtet. Der Marktrichter hatte die Leitung der Marktgeschäfte inne, der mit seinen Räten auch über die Fälle der niedrigen Gerichtsbarkeit urteilte: Raufhandel, Aufruhr, Hausfriedensbruch, Körperverletzung, Holzdiebstahl, Beschädigungen, Zechprellerei, unvorsichtiges Hantieren mit Waffen, Feuer und Licht, Waschen im Marktbrunnen, Nichterscheinen zur Robotarbeit und zum Taiding. - Die hohe (Blut-) Gerichtsbarkeit besaß Ruttenstein. Der Galgen aber stand im Marktburgfried; daher heute noch die Namen "Galgenlüssle".
Ein Hase im Marktwappen weist auf das Recht der Bürger im 15. Jahrhundert auf freie Hasenjagd hin. Die Farben des Wappens "weiß und schwarz" wurden aus dem Wappen der Wallseer entnommen, die seinerzeit (1410 bis 1483) die Pfandherrschaft über den Markt Kw. inne hatten. Die Gemeindefarben sind mit schwarz, weiß und grün festgelegt worden. Die Prangersäule am Kirchenplatz aus dem Jahr 1635 dokumentiert die niedere Gerichtsbarkeit, schöne alte Bürgerhäuser erinnern an den Fleiß der Handwerker.
Bei festlichen Anlässen (hohe Besuche, Bürgeraufnahme ...) wurde der "Willkommensbecher" mit Wein gefüllt und durch den Marktrichter dem Gast dargeboten. Der Willkommensbecher dürfte der einzige noch erhaltene dieser Art in Oberösterreich sein; er stammt um 1600 und ist eine Silberschmiedearbeit eines Augsburger Meisters. Heute wird er im Gemeindeamt aufbewahrt. - Der Nachtwächter war verpflichtet, genau und pünktlich jede Stunde, und zwar von Michaeli bis Georgi von 9 bis 3 Uhr und von Georgi bis Michaeli von 10 bis 2 Uhr auszurufen. 1729 brannte Ruttenstein durch Blitzschlag ab und ist seither Ruine. Das Jahr 1848 beendete das Herrschaftsystem, die Patrimonialgerichtsbarkeit ging an den Staat über.
Der Markt wurde im Laufe der Jahrhunderte oft durch verheerende Brände heimgesucht. Besonders zu erwähnen sind der Brand aus dem Jahre 1563, bei dem auch das Kirchendach abbrannte und der Großbrand durch Blitzschlag am 11. Juli 1880. Der Kirchturm und 31 Häuser wurden ein Raub der Flammen. Seit dieser Zeit trägt der Turm einen neugotischen Spitzhelm. 1953 wütete ein verherender Sturm, der Wälder niederlegte und unzählige Häuser, darunter auch die Kirche abdeckte.
Die erste Postkutsche fuhr 1853 und das erste Postamt wurde 1864 errichtet. 1927 fuhr das erste Postauto nach Linz.
Im Jahre 1900 baute Ephraim Freynschlag den "Hammer" auf elektrische Kraft um und vermittelte so auch dem Markt die elektrische Beleuchtung.
Das Schulwesen im Markt schaut auf eine Schulstube 1612 und auf den ersten Schulbau 1823 zurück.
Eine Sehenswürdigkeit ist der 8-seitige Marktbrunnen mit den 4 Reliefköpfen, welche die 4 Jahreszeiten darstellen.
Heute genießen Urlauber diese Stille, sie erfreuen sich vor allem der schönen, waldreichen Landschaft und schwärmen von einem kleinen, fast unberührten Waldsee, der nur zu Fuß erreichbar ist: Der Klausteich, der seinerzeit zur Holzschwemme angelegt wurde, liegt im Stiftinger Forst.
Weiterer Naturdenkmäler in Form von Steinformationen, wie Wackelsteine, Himmelbauerstein, Bücherständer am Güterweg Schreineredt, die Pestsäulen und gotischen Steinsäulen an der Bundesstraße bzw. die Steinformationen im Klammleitenbach und 8 Pechölsteine sind als Sehenswürdigkeiten zu erwähnen. Die Ruine Ruttenstein zwischen Königswiesen und Pierbach zählt ebenfalls zu den begehrten Wanderrouten.
Eine Bereicherung für den Ort ist auch das Heimathaus Königswiesen im sogenannten Baderhaus am Marktplatz, welches seit 1490 seine Besitzer nachweisen kann. Das Heimathaus stellt das Handwerk in den Vordergrund und zeigt sehenswerte Exponate und landwirtschaftliche Geräte in 6 Teilbereichen, wie Handwerkstube, Küche um 1900, Bäckerei aus 1898, Landwirtschaft mit Mostpresse, Dreschmaschinen usw. Neu hinzugekommen ist ein hist. Schulklassenraum und ein Raum für Geschichte von Königswiesen und der Vereine.